R(h)eingefallen (16.06.2019)

Alternative Freizeitgestaltung mit Neoprenanzug und Flossen


Von der Autofähre in die Fluten – Rheinschwimmen in Bad Honnef

Als Taucher muss man(n) nicht immer abtauchen, wenn man im Wasser ist. Einfach mal nix machen und sich treiben lassen. Verkleidung und Rudelbildung ausdrücklich erwünscht! Und von einer Autofähre im Rhein aus starten ist auch nicht jeden Tag üblich…

Das Motto der alljährlich stattfindenden „Rheinschwimmen“ in den verschiedenen Regionen lautet „Mit Spaß dabei!“. Wer es noch nicht erlebt hat, dem fehlt einfach was. Wortwörtlich „im Fluss“ zu sein, wo es sonst strengstens verboten oder aber zumindest sehr gefährlich ist. Beide Punkte sind – exemplarisch beim Rheinschwimmen in Köln oder auch dem Rheinschwimmen in Bad Honnef – vorab mehr als gut organisiert, behördlich angemeldet und genehmigt.

Das jeweilige Organisationsteam steht Monate im Voraus mit allen zuständigen Stellen wie dem Wasserstraßen- und Schiffahrsamt, der örtlichen Wasserschutzpolizei und natürlich der Wasserwacht – in der Regel der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) – im engen und sehr ausführlichen Austausch, um ein tragfähiges Organisations- und Sicherheitskonzept zu erarbeiten.

Die Behörden erweisen sich dabei als zwar umgänglich, aber strikt in der Sache – ihre organisatorischen und Sicherheitsvorgaben sind einzuhalten, sonst gibt’s keine „Schifffahrtspolizeiliche Erlaubnis nach § 1.23 der Rheinschifffahrtspolizeiverordnung“, und eben dieser Paragraph lautet: „Sportliche Veranstaltungen, Wasserfestlichkeiten und sonstige Veranstaltungen, die die Sicherheit und Leichtigkeit des Verkehrs beeinträchtigen können, bedürfen der Erlaubnis der zuständigen Behörde.“

Wenn am Tag der Veranstaltung dann das Wetter noch mitspielt, ist es immer wieder ein tolles Gruppenerlebnis, seine eigene Region mal aus wirklich ganz anderen Blickwinkeln wahrzunehmen. Vorbei an eigentlich bekannter Landschaft und unter Brücken, die man sonst täglich befährt, ergibt sich doch oft ein neues und einmaliges Bild. Ausgestattet mit einem Neoprenanzug (am besten sieben Millimeter, kein Shorty!) als Kälteschutz und Auftriebshilfe sowie Füßlingen und Flossen und begleitet von Booten der Wasserrettung und der Wasserschutzpolizei, die über Funk den Schiffsverkehr auf Abstand halten, geht es dann auf Strecke.

Kleiner Tipp: nie ohne passende (im Notfall jedoch lösbare) Sicherungsleine. Die Dinger sind schneller weg, als man schwimmen kann, und behindern dann womöglich den Schiffsverkehr, der sich ja ohnehin schon auf die andere Stromseite beschränken muss. Wegen so etwas sind schon Veranstaltungen abgebrochen worden. Jedoch nicht ohne Regeln: Der Deutsche Unterwasser-Club Köln (DUC Köln) e.V. hat sein 50. Rheinschwimmen bereits hinter sich und blickt auf eine lange Tradition zurück, die DLRG Bad Honnef-Unkel e.V. absolvierte dieses Jahr die 33. Ausgabe dieser Veranstaltung.

Noch ein Tipp: Hallenbadflossen wären keine gute Idee für das Rheinschwimmen; es sollten schon Flossen und Füßlinge mit fester Sohle sein. Beim Anlanden trifft man gern mal auf scharfkantige Steine oder gar Scherben, und es ist auch vorgekommen, dass eine Veranstaltung abgebrochen werden musste (Gewitter oder Schiffsverkehr). Der Weg zu Fuß an Land ist dann schon mal weiter, als man denkt. Abschließend gibt es Gutes vom Grill, um wieder zu Kräften zu kommen. Und dann auch endlich – zumindest mal im Rheinland – ein echtes Kölsch!

Fazit: Das Schwimmen in offenen, strömenden Gewässern ist gefährlich und größtenteils verboten. Umso angenehmer ist es, an solchen Sonderveranstaltungen teilzunehmen, die dies legalisieren und abgesichert sind. Wenn sich alle an die aufgestellten und erprobten Regeln halten und in guter körperlicher Verfassung (Stichwort Taucher und Konditionstraining) sind, ist es ein großer Spaß, mit einer Gruppe von 100 bis 300 Wasserbegeisterten im Neoprenanzug die Natur zu genießen und danach im gemeinsamen Austausch das Erlebte zu verarbeiten. (SO)

Hier geht es zu den Bildern:
Rheinschwimmen KÖLN und Rheinschwimmen BAD HONNEF